Sonntag, 17. Mai 2015

16.05.2015 – Berdorfer Laf (Luxemburg)

Über das verlängerte Himmelfahrtwochenende war ich ein paar Tage in Trier bei meiner Schwester und Familie. Ich habe bereits vorher geschaut, was in der Gegend an dem Wochenende so anliegt und ob es sich lohnt das MTB oder das Rennrad einzupacken. Da ich aber nix Radtechnisches gefunden habe begab ich mich auf die Suche nach einem Lauf. Nach dem Wilischlauf mein zweiter Lauf und Laufvorbereitung gab es natürlich auch wieder null komma null.
Fündig wurde ich im benachbarten Luxemburg. Dort fand am Samstag der Berdorfer Laf statt. Keine Angst, ich vergesse hier nicht ständig das „u“, das heißt tatsächlich so. Ist halt luxemburgisch ;-)
Die Startzeit für den 10km Lauf war mit 18 Uhr sehr angenehm angesetzt. So hat man auch die Chance seine Ernährung an dem Tag etwas anzupassen und einen Wecker muss man sich auch nicht stellen. Meine Schwester hat am Vormittag noch die Idee gehabt, dass mein 3-jähriger Neffe Niklas doch beim 400m Lauf mitmachen könnte. Das ist sein erster Lauf. Für Bestechungsgummibärchen tut er alles!

Nachmittag sind wir dann aufgebrochen und eine gute halbe Stunde bis Berdorf gefahren. Die Anreise ließ mich schon immer mehr den Eindruck gewinnen, dass die Gegend ganz schön bergig ist – ich war eigentlich irgendwie auf einen schön flachen Kurs eingestellt. In Berdorf gab es auch Werbung für das Klettergebiet, und man klettert selten im Flachland...

Auf dem Veranstaltungsgelände war schon ganz schön was los und wir steuerten erstmal auf die Anmeldung zu. Niklas wurde für seinen Lauf angemeldet und ich meldete mich für die 10km-Strecke an. Startnummern ran, Laufschuhe an – wir waren bereit. 

Das erste mal ne Startnummer am Bauch

Ich lief mich ein paar Minuten warm und überlegte mir meine Taktik. Es war die selbe wie beim Wilischlauf – schnell starten, so lang wie möglich an der Führungsgruppe bleiben, dabei zur Not überpacen und dann irgendwie alles zu ende bringen.




Dann war es auch schon 17:40 Uhr. Start für den 400m Lauf. Hier standen die Kiddies ab Geburtsjahr 2009 und jünger am Start. Der Starter zählte runter und auf ging´s für die Kleinen. Niklas lief an der Hand seiner Oma. Einmal die Straße runter bis zum Feuerwehrdepot. Niklas hat sich hier nicht von den Feuerwehrautos ablenken lassen!


Und von da aus den Weg wieder zurück bis zum Ausgangspunkt. Die ganze Strecke ist er durchgerannt und jedes Kind bekam im Ziel eine Medaille – sein Onkel ist stolz auf ihn :-)
Der Apfel fällt eben nicht weit vom Pferd...ähh...Stamm.

Stolz und glücklich - zurecht!

Wir klatschten ab und dann dauerte es auch nicht mehr lange bis zu meinem Start über die 10km. Ich begab mich wieder schön weit nach vorne und stand in zweiter Reihe. Insgesamt waren hier knapp 500 Läufer am Start!
Natürlich fing es ausgerechnet jetzt an zu regnen. Der Moderator zählte wieder von 10 aus runter...fënnef...véier...dräi...zwee...eent...Start!

Das Tempo der Führenden konnte ich mitgehen und relativ schnell setzten wir uns in einer Gruppe aus etwa 12 Läufern etwas nach vorne ab. Ich war sogar etwas überrascht über das gefühlt moderate Tempo. Bei der späteren Auswertung der GPS-Daten meiner Uhr stellte sich jedoch heraus, dass wir mit einer Pace von 3:33 min/km bis 3:40 min/km unterwegs waren. Also doch ziemlich zügig – es lief gut für mich. Das einzige kleine Problemchen was ich feststellen musste war ein Grip-Problem der neuen Laufschuhe. Vor allem auf Fahrbahnmarkierungen und Gullideckeln war es ganz schön rutschig.

Kurz nach dem Start - da lief alles noch gut ;-)

Es ging kurz raus aus Berdorf, aber immer auf festem und zu 95% geteerten Untergrund. Nach einer Schleife liefen wir wieder durch den Ort und hatten mittlerweile ca. 2,5km hinter uns. Hier hatte ich dann das Gefühl, dass die anderen das Tempo etwas anzogen (die GPS-Daten sagten im Nachhinein jedoch, dass ich etwas langsamer wurde). Ich musste etwas reißen lassen und sah die anderen immernoch vor mir. Die Lücke wurde Zentimeter für Zentimeter größer. Das war dann wohl scheinbar der Zeitpunkt, den man mit Lauftraining vermeiden könnte...
Naja, dann eben in der nächsten Gruppe weiter rennen. Ich drehte mich kurz um und – Mist – da kommt erstmal keiner. Ich rannte allein. Entlang der Strecke standen überall Zuschauer zum Anfeuern und auch mehrere Bands und Orchester sorgten für Stimmung und Motivation – da hat man doch direkt wieder ein Lächeln im Gesicht. Irgendwann muss es auch aufgehört haben zu regnen.

Aus Berdorf wieder raus rannten wir über (natürlich gesperrte) Nebenstraßen. Mein Tempo wurde langsamer auf etwa 4 min/km und jeder kleine Anstieg in dem hügeligen Profil machte mir zu schaffen bis zum vorübergehenden Tiefpunkt von 4:21 min/km. Irgendwann kamen 2 Läufer von hinten näher. Ich versuchte dran zu bleiben, doch keine Chance, ich musste sie ziehen lassen. Und genauso ging es noch ein paar mal weiter. Es kamen immermal Zweiergrüppchen vorbei, doch letztendlich konnte ich dann nicht all zu lange dran bleiben.

Das Höhenprofil - doch hügeliger als gedacht

Ab Kilometer 8 ging es im Prinzip bis zum Ende zäh bergauf. Nicht steil, aber eben bergauf. Hier fing auch mein doofes linkes Knie wieder an sich bemerkbar zu machen. Es schmerzte etwas und die Kraft im linken Bein leidet darunter auch. Ich sah einen einzelnen Läufer von hinten langsam aber sicher immer näher kommen.

Bei etwa km 8,5 waren wir wieder in Berdorf. Weit konnte es nicht mehr sein. Der Abstand zu dem hinter mir Laufenden schrumpfte immer weiter. Es war nur wenige Zentimeter hinter mir. Bis zu dem Augenblick bei etwa km 9,2 – ich konnte von weitem das Zieltor schon sehen – hier rief ein Zuschauer zu dem hinter mir „Los! Den kriegste noch!“.

Das war für mich nochmal Ansporn genug. Meine gedankliche Antwort war „Wetten nicht!?“
Also wurden die Schritte vergrößert und der Abdruck verstärkt. So entstand dann doch noch eine Lücke zwischen uns und ich kam 5 Sekunden vor ihm im Ziel an.


Die letzten Meter im Schlusssprint - ich lass´mich doch nicht auf Ansage überholen!!

Hier empfing mich Niklas :-)
39:44 min habe ich gebraucht für die nach GPS exakt 10,00 km. Das Knie tat danach wieder bei jeder Bewegung so richtig weh. Also hieß es dann dehnen, dehnen, dehnen. (Heute, Sonntag, geht’s schon wieder viel besser).

Irgendwann hatten wir auch die Ergebnislisten gefunden. Von 454 Finishern auf den 10km wurde ich gesamt 20. und in meiner Altersklassen (MHK – Männer Hauptklasse) wurde es mal wieder der undankbare 4. Platz.

Auf der Ergebnisliste stand in der Spalte Verein leider nicht BIKER-BOARDER.DE, obwohl ich das zur Anmeldung eindeutig so angegeben hatte. Und laut dieser Liste ist meine Nationalität luxemburgisch – naja, Startnummer, Name, Altersklasse und Zeit stimmen :-D

Der Laf war een super Evenement an hat gemaach vill Spaass!

Mit gezielterer Vorbereitung fürs Laufen wäre mehr drin, aber ich lasse den Fokus dann doch lieber beim Mountainbiken. Und dafür war ich zufrieden mit dem Ergebnis.

Besonders glücklich war am Ende des Tages dann vor allem Niklas. Ich denke, hier hat eine große Karriere seinen Anfang gehabt :-)

***kleines Update vom 19.05.***
Beim Durchschauen der Online-Ergebnisliste habe ich festgestellt, dass ich sogar auf den 19. Platz vorgerückt bin ;-) Bei einem Starter ging wohl etwas mit der Zeitmessung schief. Der war in Wirklichkeit 11 1/2 Minuten langsamer als ursprünglich angegeben. Am AK-Platz hat sich dadurch nichts geändert.

Sogar ein Lächeln war am Ende noch (einigermaßen) drin :-)

1 Kommentar:

  1. Trotz des "undankbaren 4. Platzes" eine starke Leistung und zudem noch ein interessanter Bericht!

    AntwortenLöschen