In Dresden stand der 1. Dresdner MTB Marathon an. Also ab in die Neustadt. Warum auch immer war ich innerlich voll auf Waldautobahnen eingestellt. Das Gegenteil wurde mir dann später bewiesen.
Gleichzeitig mit mir kam auch Teamkollege Matthias dort an und wir meldeten uns nach. Dann sind wir erstmal noch das Stückchen zum Alaunpark gefahren. Dort ging´s an die Vorbereitungen – Fahrräder aus´m Auto, Trikot drüber, Gel deponiert. Wir rollten ein paar Runden durch den Park bis irgendwann auch Norman eintraf. Natürlich wurde ein Teamfoto gemacht und danach der Kinderwettberwerb auf den kleinen Fahrrädern und Laufrädern beobachtet. Das Wetter war super, angenehm warm und sonnig.
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Noch sind wir zuversichtlich :-) |
Nachdem das letzte Kind im Ziel war begann die Startaufstellung für die Großen. Matthias und ich ordneten uns sehr weit vorn ein, Norman etwas dahinter.
Erst fand aber noch die Siegerehrung für die kleinen statt. So kam es im Starterfeld zu kurzen Unterhaltungen. In meinem Fall war´s das mittlerweile Übliche. Ein Radler wurde auf meine Federgabel aufmerksam. Ja, ich bin mit der RS1 zufrieden und ja, ich spüre auch einen Unterschied. Bilde ich mir zumindest ein...
Unter den sehr vielen Teilnehmern (ich habe was von 377 gelesen) waren auch einige bekannte Gesichter.
Kurz nach 9:30 Uhr ging es dann los – neutralisierter Start hinter einem Motorrad. Ich bin schon ziemlich beschissen vom Fleck weg gekommen, aber das macht ja bei einem neutralisierten Start erst mal nix.
So rollte das Feld durch den Alaunpark. Hier spürte ich schon etwas, dass ich wohl heute nicht 100% fit bin. Naja, solche Tage muss es auch geben ;-)
Mit dem scharfen Start führte die Strecke auch schon hinein in die Dresdner Heide und auf die ersten Trails. Ups, also doch Trails. Hier dachte ich noch, dass das nur am Anfang der Strecke so ist. Dachte...
Da nicht wenige Radler vor mir waren hieß es anstellen im Trail. Auch wenn ich gewollt hätte – schneller ging nicht und überholen auf dem Pfad erst recht nicht. Ständig knallten herunterhängende Äste und Zweige ins Gesicht.
Immer wieder mussten wir uns auch durch Sandlöcher wühlen – allgemein war´s ganz schön staubig durch die Trockenheit.
Ein etwas längeres Sandloch wurde mir dann bei ca. Kilometer 8 zum Verhängnis. Etwas zu schnell rein und dabei etwas zu schräg. Das Bike war nicht mehr lenkbar und so bremste mich ein Dornenbusch ruckzuck auf null km/h. Ich schaffte es irgendwie dabei zumindest nicht umzukippen, fädelte mich aus den Dornen und radelte weiter.
Am linken Schienbein merkte ich seitdem ein leichtes Ziehen, also hab ich mal kurz runter geschaut. Wo kommt denn das ganze Blut her? Naja, sieht schlimmer aus als es ist. Da nennen wir es eben „Gewichtsoptimierung durch Blutverlust“.
Da ich durch diese Aktion noch mehr Plätze verloren hatte und vorallem durch meine schlechte Form, stempelte ich das Rennen innerlich bereits als „gelaufen“ ab. Die folgenden Trails (und das waren viiieeeele) ging ich etwas vorsichtiger an und fuhr nicht mehr auf letzter Rille. Nicht-Mountainbiker würden das wahrscheinlich immer noch geisteskrank nennen, aber Geschwindigkeit bringt ja auch Stabilität :-)
Es folgten wirklich immer mehr Trails und zwischendurch ab und zu mal kurze Drückerpassagen.
Bei etwa Kilometer 20 war ich in einer etwa 8-Mann-Gruppe unterwegs (darunter auch Norman) und ausgerechnet als ich vorne fuhr schrien die anderen von hinten „eyyy – wir sind falsch“. Also nochmal ca. 200m zurück und die andere Abzweigung nehmen. Die letzten werden die ersten sein. Ich war in der Gruppe aber erster. Na super...Hätte man das nicht eindeutiger Ausschildern können oder nen Ordner da hinstellen?
Mit einigen Metern Abstand verfolgte ich meine Gruppe. Als ich dann 500m weiter gerade über eine Kreuzung fuhr sah ich die anderen, allerdings waren die rechts abgebogen. Also schon wieder Vollbremsung und gewendet. Was ist denn das für eine Streckenführung?
Die Gruppe hatte nun ordentlich Abstand und ich drückte 3 Kilometer alleine. Irgendwann schaffte ich es wieder aufzuschließen. Immer wieder kamen schöne technische Trails und immerwieder flatschten Äste in mein Gesicht. Die Verfahrer hatten meine Laune so weit sinken lassen, dass ich die doofen Äste am liebsten angeschrien hätte.
Bei einer wurzeligen Auffahrt begrüßte ich einen Bekannten, den ich schon eine Weile nicht gesehen habe. Und kurz danach passierte es wieder. Kreuzung – ich fahre geradeaus – gucke nach rechts – und sehe rechts die Fähnchen - Vollbremsung - richtige Strecke nehmen. Mittlerweile regt mich die Ausschilderung auf!
Zwischendurch kam mal wieder eine Drückerpassage durch die Heide. Aus einigen Metern Entfernung sehe ich eine Wadergruppe mit etwa 10 Personen, die in meine Richtung laufen. Entgegen kommt eine etwa genauso große Freizeitradlergruppe. Beide Gruppen haben mich gesehen. Ich komme mit Startnummer am Rad, laut keuchend und ca. 35km/h angefahren. Einerreihe bei den Freizeitradlern oder ein kleiner Schritt zur Seite der Wandergruppe hätten locker gereicht, aber nix da, beide Gruppen waren stur. Also musste ich meinen Hobel kurz hinter der Wandergruppe mit blockierten Reifen bis zum Beinahe-Stillstand runterbremsen und danach wieder beschleunigen. Boar hatte ich Puls! Und das nicht nur wegen der Anstrengung!
Ein paar Meter weiter stand Norman am Streckenrand und reparierte sein Rad – er hatte einen Platten. Nochmal ein paar Meter weiter – der Weg war immernoch flach und breit, also war ich recht zügig unterwegs – sah ich im Augenwinkel die Streckenfähnchen, allerdings auf einem Abzweig links. Wahhh, ich platze gleich vor Wut! Vollbremsung, wenden und links rein. Hier gabs dann die Möglichkeit gerade hoch oder leicht nach rechts zu fahren. Von geradeaus kamen mir 4 Mitstreiter entgegen. Die hatten sich auch mal wieder verfahren und zusammen bogen wir dann halb rechts auf die richtige Strecke. Es fehlten an vielen Stellen einfach ordentliche Beschilderungen und/oder Ordner.
Also noch einige Trails entlang, später auch nochmal die richtige Einbiegung nur dank Vollbremsung geschafft.
Bei Kilometer 41 fing es an zu regnen, und das dann immer mehr.
Dann kam nochmal ein wenig anspruchsvoller Abschnitt, wo ich noch 2 Konkurrenten überholte. Dann ging es um eine Rechtskurve herum und wie aus dem Nichts stand nur etwa 100m weiter das Ziel. Die 2, die ich eben überholt hatte waren plötzlich neben mir, einer links, einer rechts. Da ich überhaupt nicht auf den Endspurt eingestellt war, hatte ich den vollkommen falschen Gang drin und so finishten die beiden noch geschätzte 10cm vor mir.
Nun gut, es war also geschafft...irgendwie...also zumindest war´s vorbei.
Dann mussten wir nur noch gemütlich zum Veranstaltungsgelände im Alaunpark rollen. Kurz nach mir kam auch Norman an. Matthias war schon ein paar Minuten eher durch.
Hier mampfte ich wenigstens noch das ein oder andere Orangenstück und wertete das Rennen mit einigen Bekannten aus. Nebenbei habe ich mitbekommen, wie ein Organisator erzählte, dass wohl in der Nacht zuvor einige Streckenschilder geklaut wurden.
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Wir haben fertig - glücklich und zufrieden ist anders. |
Scheinbar ist jeder eine andere Strecke gefahren. Die Kilometerstände auf den Fahrradcomputern wichen doch sehr deutlich voneinander ab. Deshalb wird auch daran gezweifelt, dass diejenigen, die als erste durch das Ziel gefahren sind auch wirklich gewonnen haben. Die sollen wohl irgendwo aus dem nichts aufgetaucht sein.
Eine Ergebnisliste wird es aus mangelnder Vergleichbarkeit wohl auch nicht geben.
Auf meinem Fahrrad-PC stand am Ende eine Fahrstrecke von ca. 45 km. Die Zeit kann ich leider nicht sagen, da ich das Fahrrad danach noch eine Weile herumgeschoben und im Ziel leider nicht nachgeschaut habe.
Ich bin dann erstmal unter die Dusche gehüpft und habe danach noch lecker thailändisch in der Neustadt gegessen :-)
Also nochmal zusammengefasst zum Event:
- Strecke anspruchsvoll mit hohem Trailanteil – sehr schön
- Beschilderung grottig (da können die Organisatoren aber recht wenig dafür, wenn da Schilder geklaut wurden)
- Ordner haben trotzdem gefehlt
- ohne richtige Sperrung der Wanderwege fand ich manche Abschnitte auch sehr gefährlich
→ da gibt’s deutliches Potential für das nächste mal
Für mich persönlich hat der Tag einen Nothalt im Gebüsch mit schönen Kratzern am Bein, 5 Verfahrer und ne Menge Trail-Trainigskilometer gebracht.