Dienstag, 26. August 2014

24.08.2014 – Vier Hübel Tour

Letzte Woche war ich von Pech und vor allem Kraftlosigkeit verfolgt.
Eine Woche wieder einigermaßen trainiert, die Maschine mit perfekt justiertem Schaltwerk und frisch zentrierten Laufrädern wieder topfit und die gute Streckenkenntnis – es konnte zur Vier-Hübel-Tour nur besser werden.

Der Wecker klingelte für einen Sonntag mal wieder verdammt früh. Ich habe gut gefrühstückt und alle Sachen im Auto verstaut. Meinen Eltern habe ich die Trinkflaschen zum verbotteln auf dem Scheibenberg und die dicke Winterjacke für die Zielankunft gegeben. Da die Strecke größtenteils aus Waldautobahnen besteht und kaum bis keine gröberen Wurzeltrails gefahren werden müssen, habe ich den Reifendruck noch auf knapp 2,5 bar erhöht.

Wider Erwarten musste ich bis Oberwiesenthal keine einzige Umleitung fahren (!). So war ich schon kurz nach 8 Uhr am neuen Startpunkt P1. Direkt die Startunterlagen geholt und wieder zurück ins Auto – draußen kamen nochmal richtig schöne Regengüsse runter. Als es dann zumindest von oben wieder trocken war, hab ich mich mal an die weiteren Vorbereitungen gemacht. Fix einige Gels, den Autoschlüssel und vor allem die Essensmarke fürs Ziel in den Trikottaschen verstaut ging es erstmal zum Warmfahren. Danach war ich schon ziemlich nass. Besonders an den Füßen wurde es trotz Überschuhen eklig kalt.

Ich hatte mir einen guten Startplatz in den ersten Reihen gesichert. Mittlerweile kam sogar die Sonne raus! Bis um 10 wurde es immer voller und enger. So eng, dass kurz vor Start der Versuch gescheitert ist, schon mal den rechten Schuh einzuklicken. Ich hatte einfach keinen Platz, das Bein auf das Pedal zu heben.

Mit dem Start selbst hat sich das Feld aber ziemlich gut entwirrt. Auf gings Richtung Vierenstraße und dann rein in den Wald auf die Schotterpisten. Die Führungsgruppe musste ich recht schnell reißen lassen, da mein Motor wie immer zu lange braucht um auf Betriebstemperatur zu kommen. Aber auch dahinter waren wir noch in einer relativ großen Gruppe zusammen. Trotzdem sind für mich die ersten Kilometer immer eine Qual. Das letzte Stück zum Bärenstein hoch wurde wie immer auf Asphalt gekurbelt. Oben angekommen gab es den ersten Strich auf der Startnummer. Das ging übrigens deutlich schneller als die Aufkleber in den letzten Jahren.

Na, wer entdeckt mich? ;-)
Foto: Bernd März; http://www.freiepresse.de/SPORT/540-Fahrer-trotzen-Regen-und-Schnee-artikel8951465.php#, 26.08.2014

Natürlich wurde keine Pause gemacht, man hat ja zeitliche Ziele ;-) Also direkt wieder runter vom Bärenstein und ab durch den Wald. Die Abfahrt zum Klappermühlenweg hatte ich vom letzten Jahr als einen der wenigen richtigen Trails in Erinnerung. Das Stück wurde aber komplett entschärft, sodass man hier problemlos Vollgas rollen lassen konnte. Mittlerweile war ich ganz schön alleine unterwegs. Wenigstens merkte ich endlich, dass mein Motor nun warmgelaufen und richtig betriebsbereit ist.

So ging es weiter auf der Richterstraße über die B95 in Richtung Königswalde. Hier konnte ich gerade noch einer stark suizidgefährdeten Katze ausweichen, die knapp vor mir die Straßenseite wechselte. Hoffen wir, dass sie es bei den folgenden ca. 550 Radlern nicht nochmal probiert hat!
Dann gings endlich mal wieder bergauf. Den Marktsteig, also die Plattenstraße hoch waren wir in einem 5er-Grüppchen zusammen. Auf dem Flachstück nach dem Gewerbegebiet konnte ich mich von der Gruppe absetzen und kurbelte allein die Straßenauffahrt zum Pöhlberg hoch. Der Strich landete diesmal nicht im dafür vorgesehenen Kästchen sondern kaum sichtbar auf der 9 in meiner Startnummer. Nicht, dass das am Ende noch Diskussionen gibt, also hab ich das beim nächsten Ordner gleich nochmal korrigieren lassen. Mit knapp 70 km/h hab ich in der Abfahrt noch ein Auto überholt und diesmal, nicht wie beim Stoneman, rechtzeitig vorm Linksabbiegen gebremst um nicht in den Zuschauern zu landen.

Es folgte eine kleine Streckenänderung. Wir mussten nicht wieder durch das kleine Gewerbegebiet und danach die nervige Schlaglochpiste Alte Karlsbader Straße entlang sondern wurden direkt geradeaus durchgewinkt. Allerdings kamen mir dann erstmal Zweifel, ob sich nicht ein Zuschauer hier nur einen Scherz erlaubt hat. Ich bin weit und breit allein unterwegs. Wo sind die anderen 600 bloß hin?
Doch als ich endlich wieder ein VHT-Schild sah, war ich beruhigt, doch nicht falsch gefahren zu sein.

Foto: Mrs. Blechi Pixx

Noch einmal wurde die B95 gequert und wir fuhren durch Cunersdorf, Sehma und Walthersdorf. Auf der Strecke ging es wie immer einen Mix aus Wald- und Wiesenwegen, Plattenstraßen und Asphalt auf und ab. Übrigens merkte ich immer wieder, dass die 2,5 bar auf den Reifen wohl doch zu viel sind und das Fahrgefühl so auf unebenem Untergrund relativ „stößig“ wird.
Zwischen Pöhlberg und Scheibenberg hätten wir mit unseren Durchschnittsgeschwindigkeiten zu viert eine ganz gute Gruppe bilden können. Das Problem war nur, dass wir uns immer wieder gegenseitig überholt haben. Ich habe meine Stärken bergauf, die anderen bergab.
Die eigentliche Auffahrt zum Scheibenberg führte dann wieder die Straße hoch. Unterwegs hat mich mein Vater verbottelt, sodass ich für den Rest der Strecke wieder zwei volle Trinkflaschen hatte. Auf dem Gipfel folgte Strich Nummer drei und kehrt marsch wieder bergab. 


Durch die Nässe war der Asphalt ganz schön glatt. In einer Kurve hatte ich dann einen Verbremser, mich aber schnell wieder gefangen und auch beim Linksabbiegen von der Straße in den Wald wollte mich das Hinterrad noch mal überholen. Glücklicherweise konnte ich mich gerade noch knapp auf dem Bock halten – puh!

Es folgten wieder einige Abwärtsmeter und das Flachstück am Markersbacher Unterbecken. Nach einem kurzen Stück auf der Oberbeckenstraße ging es links in den Wald rein und die Auffahrt Roßbachweg hoch. Verdammt steil ist das! Wenigstens ist hier nicht so loser Schotter wie im letzten Jahr. Trotzdem frage ich mich, was das arme Oberbecken nur getan hat, dass es in keinem Rennen und keiner Tour als Berg gezählt wird. An der Höhe kann das nicht liegen. Vielleicht am Name? Dann bin ich für eine Umbenennung in „Oberbeckenberg“.
Meine Taktik ist hier immer Kopf nach unten, Blick knapp vor das Vorderrad, um nicht zu sehen wie steil und lang das noch ist und dann vor allem kurbeln, kurbeln, kurbeln! Wir waren mittlerweile zu dritt. Ich behalte immer im Hinterkopf, dass ich den zwei anderen bloß nicht davon fahre oder sie davon fahren lassen darf. Ich will bei der Umrundung des Oberbeckens nicht alleine im Wind kämpfen!
Doch es sollte wiedermal anders laufen. Die zwei stoppten an der Verpflegungsstelle, ich aber wollte keine Zeit verlieren und bin direkt durchgefahren – alleine im Wind. Irgendwann konnte ich sie wieder mit einigem Abstand hinter mir sehen. Kurze Taktiküberlegung – fahre ich kräfteschonend und lasse sie rankommen um dann zu dritt zu kreiseln oder drücke ich und halte den Abstand? Ich drückte und schaffte es den Abstand zu halten ;-)
Die lange Abfahrt sauste ich dann mit gut 60 Sachen in Ideallinie über den Schotter. In einer Kurve kam der Rand des Weges wieder bedrohlich nahe, doch auch hier ging wieder mal alles gut.

Foto: Mrs. Blechi Pixx

Unten am Ephraimhaus habe ich den letzten Strich auf der Startnummer eingesammelt und nochmal tief durchgeatmet, denn nun sollte der finale Anstieg zum Fichtelberg beginnen. Der Friedrichsbachweg ist auch ein richtig ekliger Anstieg. Verdammt zäh und der zieht sich!
Hier habe ich mich zusammen mit Mathias Nagel von biker-boarder hoch gekämpft, der dann wegen Krämpfen aber am Hundsmarterflügel reißen lassen musste. Ich hatte solche Probleme diesmal zum Glück nicht. Dafür wurde es von oben immer nasser und zwischendurch kam auch noch Hagel dazu.
Auf dem welligen Asphaltstück merkte ich dann, dass ich mich eigentlich noch ganz gut fühle und man will ja nicht mit Kraftreserven ins Ziel kommen! Also ein paar Gänge hoch geschaltet und im Wiegetritt für einige Kilometer eine Art Einzelzeitfahren eingebaut. Dadurch habe ich noch zwei, drei Plätze gutgemacht.
Währenddessen schossen mir bei dem Wetter immer wieder Gedanken durch den Kopf wie „Brauche ich gleich Schneeketten?“ oder „Kann ich im Ziel einen Schneemann bauen?“.

Auf der Rollerbahn, 2,5km vor dem Ziel sagte mir ein Freizeitradler ohne Startnummer, den ich gerade überholte: „Den da vorne kriegste noch. Der ist total fertig!“.
Ich dachte mir „Na gut, wenn der das sagt...“. Um die nächste Spitzkehre herum war es dann auch so weit und ich hatte ihn.
Nun musste ich nur noch die Wellenschaukel hoch zum Gipfel. Die Schotterpiste schlaucht immer noch mal richtig. Aber wenigstens war der Nebel wieder so dicht, dass man nicht sehen konnte wie weit man noch muss. Also im wahrsten Sinne des Wortes Augen zu und durch!
Es standen immer mehr Zuschauer am Rand und die Anfeuerungsrufe wurden immer lauter und zack – da war das Ziel erreicht.

Foto: Mrs. Blechi Pixx

Im Regen steckten auch einige Schneeflocken und die Dame, die mir den Tee reichte, sagte etwas von 4°C. Wir haben August! Brrr...

Dem Moderator und meinem Vater, der mitgezählt hat, zufolge bin ich 31. von den knapp 600 Startern. Der Fahrradcomputer zeigte nach 87,5km und 2300hm eine Zeit von 3:59h, womit ich mein Ziel, unter vier Stunden zu bleiben knapp erreicht habe. Mal sehen, was die offizielle Zeit sagen wird. Über die AK-Platzierung habe ich keine Ahnung, da es dieses Jahr keine richtige Ergebnisliste mehr gibt.

Meine Eltern brachten mir direkt meine dicke Winterjacke und -mütze und noch mehr heißen Tee.
Dann noch die Essensmarke, die gut wettergeschützt in einem Erste-Hilfe-Handschuh in der Trikottasche gesteckt hat, gegen eine Portion Nudeln mit Tomatensoße eingetauscht, im warmen Fichtelberghaus gegessen, umgezogen und auch gleich auf nach hause. Wie ich mich auf die heiße Badewanne gefreut habe... :-)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen